VALS-ASLA Studientag 2023

Angewandte Linguistik in Krisenzeiten

Universität Zürich, Sprachenzentrum, 27. Januar 2023

Präsentation

Ziel des Studientags ist es, zum gemeinsamen Nachdenken über das Engagement der sprachwissenschaftlichen Forschung in Krisenzeiten anzuregen.

Krisen, welche die plötzliche Bewegung von Flüchtlingen auslösen, die es aufzunehmen, zu unterstützen und zu integrieren gilt, können die Linguistik vor neue Herausforderungen stellen. Die gegenwärtige durch den Ukrainekrieg verursachte Krise und andere vor ihr zeigen, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in verschiedenen Regionen (in der Schweiz und anderswo) zentrale sprachliche Fragen aufwirft. Das gilt in erster Linie für die Methoden des Sprachunterrichts, die an dramatische Umstände und Unvorhergesehenes angepasst werden müssen ; es gilt ausserdem für andere Situationen, in denen Bürger·innen, Freiwillige und Berufsleute sich mit Problemen im Bereich Sprachmediation, informeller Übersetzung, sprachlicher Unterstützung konfrontiert sehen, und zwar in ganz unterschiedlichen Bereichen, von der medizinischen Versorgung bis zur Psychotherapie, von den Behörden bis zur Arbeitswelt.

Wie soll sich die Sprachwissenschaft in Krisensituationen engagieren, sowohl was die Wahl der Forschungsgegenstände betrifft als auch bei der Entwicklung neuer Methoden zur Anwendung, Implementierung, Einbindung des Faches in den Forschungsfeldern ? Die Tagung wird sich vor allem auf Fragen der Mehrsprachigkeit konzentrieren : rascher Erwerb und Vermittlung der Umgebungssprachen, Umgang mit Sprachmediation, Übersetzung und mehrsprachige Praktiken. Es wird auf die aktuelle Lage in der Ukraine Bezug genommen werden, aber auch auf vorangegangene Krisen – z.B. in Afghanistan, Irak, Syrien, im Kosovo und in verschiedenen afrikanischen Ländern – und auf ihre Auswirkungen in Europa ; im Zentrum der Debatte steht die Entwicklung von sprachwissenschaftlichen Zugängen zu den mannigfaltigen Mehrsprachigkeitsproblemen, die sich in diesen Kontexten stellen.

Der Studientag lässt Sprachwissenschaftler·innen zu Wort kommen, die in und zu solchen Krisenkontexten forschen oder darauf gerichtete Interventionen mitorganisieren, sowie andere Forschende aus den Sozialwissenschaften und Angehörige staatlicher oder zivilgesellschaftlicher Institutionen, die in den jeweiligen Feldern tätig sind.

[Programm]

Keynote:
Nikos Gogonas, University of Thessaly, https://uth.academia.edu/NikosGogonas 
[Abstract]

Einen Beitrag einreichen

Wir laden dazu ein, Arbeiten aus der Grundlagen- oder der anwendungsorientierten Forschung vorzustellen (20 Minuten Vortrag + 10 Minuten Diskussion), die sich mit den Kontexten und Praktiken der Mehrsprachigkeit von Flüchtlingen und/oder mit darauf bezogenen Massnahmen befassen. Zur Einreichung eines Vortragsvorschlags übermitteln Sie bitte ein Abstract (maximal 250 Wörter + Literaturliste) bis spätestens 14. November 2022 über die ConfTool-Plattform des Forums.

Daten

14. November 2022      Einreichung der Beitragsvorschläge
28. November 2022      Benachrichtigung der Autorinnen und Autoren
19. Januar 2023              Anmeldeschluss
27. Januar 2023            Studientag

Sprachen

Die offiziellen Tagungssprachen sind Deutsch, Französisch und Italienisch sowie Englisch. Die Beiträge der mehrsprachigen Podiumsdiskussion werden fortlaufend über einen Chatdienst zusammenfassend übersetzt werden.

Organisation

Der Studientag wird von der Vereinigung für Angewandte Linguistik Schweiz (VALS-ASLA) in Zusammenarbeit mit dem Verband der Sprachenzentren an Schweizer Universitäten und Hochschulen (SSH/CHES) organisiert. Er wird am 27. Januar 2023 als Präsenzveranstaltung am Sprachenzentrum der Universität Zürich stattfinden.

Teilnahmegebühren

Nichtmitglieder der VALS-ASLA: 75.-
Mitglieder der VALS-ASLA und der SSH: 50.-
Reduziert (Doktorierende) : 25.-

Die Teilnahmegebühren umfassen die Kosten für Kaffeepausen und Mittagessen.

Wissenschaftliche Begleitung und Organisation

Sara Cotelli, Daniel Elmiger, Philipp Hänggi, Alain Kamber, Ulla Kleinberger, Martin Luginbühl, Gilles Merminod, Stephan Meyer, Lorenza Mondada, Johanna Miecznikowski, Elisabeth Paliot, Caroline Roethlin, Sabina Schaffner, Regula Schmidlin, Julia Schneerson.

Kontakt

Table-ronde

Das Ziel der Table Ronde ist es, LinguistInnen, die auf Sprachpraktiken von und mit Flüchtlingen spezialisiert sind, und ExpertInnen, die sich beruflich mit Flüchtlingen mit Sprachfragen befassen, zusammenzubringen. Drei Themen werden diskutiert: a) die Auswirkungen der Exilgeschichte auf die sprachlichen Identitäten und mehrsprachigen Praktiken von Flüchtlingen; b) die Vielfalt und Kreativität von Dolmetsch- und Vermittlungspraktiken, in Bezug auf die Beteiligten und die verfügbaren Technologien; c) die Herausforderungen, die durch Krisen und Kriege plötzlich ausgelöste Flüchtlingsbewegungen mit sich bringen, besonders für das Lehren und Lernen von Sprachen.

I. Linguistic biographies and plurilingual practices of refugees

with Johanna Holzer (Ludwig-Maximilians-Universität München), Yuliia Mieriemova (University of Basel) (debate in English, 30 min.)

II. Interprétation et médiation avec et pour les personnes réfugiées

avec Silvia Cerrella Bauer (CB-Multilingual, Zürich), Anhelina Zubrii (Université de Neuchâtel), Carmen Delgado (Centre de Langues, Université de Fribourg), Alice Delorme Benites (ZHAW) (débat en français, 40 min.)

III. Sprachunterricht und geflüchtete Lernende

mit Verena Plutzar (Institut für Ausbildung, Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems), Stefanie Neuner-Anfindsen (Sprachenzentrum, Universität Bern), Katja Schlatter Gappisch (Pädagogische Hochschule Zürich) (Debatte auf Deutsch, 40 min.)